Freitag, 07 April 2023

Klaus Möwius ist verstorben

Ein Nachruf auf ein 'Urgestein' des Judo-Sports in Deutschland.

Am 02. April 2023 verstarb mit Klaus Möwius ein Urgestein des deutschen Budosportes im Alter von 90 Jahren. Er schlief in seinem Zuhause Marl friedlich ein.

Möwius war Träger des 8. Dan Jiu Jitsu, 7. Dan Judo und 1. Ehren-Dan Taekwondo (Kukiwon). Klaus Möwius wurde am 25.06.1932 in Ostpreußen geboren und kam über Norddeutschland ins Ruhrgebiet. Bei seiner Polizeiausbildung in Düsseldorf waren Alfred Hasemeier und Otto Brief seine Ausbilder.

Ende der 50er Jahre trainierte der damalige Landes- und spätere Judo-Bundestrainer Kokichi Nagaoka mit Klaus Möwius zusammen in Bottrop. Damals kam Möwius zum ersten Mal mit der kurz vorher vorgestellten neuen Selbstverteidigungskata des Kodokan in Kontakt. Die Kodokan Goshin Jutsu wurde von Nagaoka in Bottrop gelehrt. Damit zählte Möwius mit Sicherheit zu den ersten, die diese Kata in Deutschland kennen lernten.

Später studierte Klaus Möwius dann unter anderem bei Mahito Ohgo an der Deutschen Sporthochschule in Köln Judo und wurde Lehrer für Sport, Technik, Arbeitslehre und Schulsonderturnen. Als Lehrer arbeitet er dann bis zur Pensionierung an einer Schule in Marl. Mit Ohgo verband Möwius eine Freundschaft, die dazu führte, dass dieser, wenn er in Europa war, auf einen Kurzbesuch in Marl vorbeischaute.

Klaus Möwius gründete Vereine und Verbände und half allen, die sich hilfesuchend an ihn wandten. Dabei war er allen Budosportarten gegenüber offen. Die vielen sich dabei ergebenden Kontakte prägten dabei aber auch das Leben seiner Familie und seiner Schüler. Dazu ein kleines Beispiel. Als nach dem Fall der Mauer ungarische Judoka beim Deutschen Judobund nach Hilfe bei der Ausbildung in der Kodokan Goshin Jutsu nachfragten, verwies man sie an Möwius. Daraus ergab sich nicht nur eine Partnerschaft zwischen dem Judo und Budo-Club Marl und dem 1. Budapester Sportbezirk, sondern auch ein persönliches Geschenk an Klaus Möwius. Dies war ein ungarischer Hirtenhund, ein Puli, eine Rasse, deren Zucht heute noch die Kinder und Enkelkinder von Klaus Möwius beschäftigt.

Wie sehr Klaus Möwius den Budo-Sport geprägt hat, wird aus einer Auswahl seiner Ämter und Ehrungen deutlich:

- Bundesverdienstkreuz am Bande
- Ehrenpräsident des Kodokan Budo Verband Deutschland
- Silberne Ehrennadel des DJB
- Goldene Ehrennadel des NWJV und des NWDK
- Kreis-Dan-Vorsitzender des DDK-Kreis Recklinghausen
- Kreisfachwart Essen NWJV
- Bezirksfachwart Münster NWJV
- Referent der Bezirksregierung Münster für Judo als Schulsport
- Mitbegründer Judoamateurverband NRW
- Mitbegründer des KBVD
- Mitbegründer der Deutschen Jiu-Jitsu Union NRW
- Landesjugendleiter DJJU NRW
- Landessportwart NWJV
- Schulsportreferent NWJV
- Lehrbeauftragter der LG NRW des DDK
- stellvertretender Landesjugendleiter des Dachverbandes für Budotechniken Nordrhein-Westfalen - Vorsitzender der DDK-Bundesgruppe Jiu-Jitsu
- Lehrwart der Sektion Jiu-Jitsu im DJB
- Mitglied der Technischen Kommission des DDK

Ein Höhepunkt seiner ehrenamtlichen Karriere war die Berufung zum Delegationsleiter der deutschen Judo-Nationalmannschaft 1972.

Ein weiterer war die Erfüllung seines Lebenstraumes im Jahr 1980: Klaus Möwius reiste für drei Monate nach Japan. Dabei trainierte er bei Abe und Osawa im Kodokan und bei Kotani und Sato an der Tokai-Universität und an der Tenri-Universität.

Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass ihm neben dem Budosport auch noch Zeit für anderes blieb. Neben seiner Familie mit vier Kindern, war er auch Reitlehrer, Skipper für Segel- und Motorboote und besaß die Fachlizenz für Trampolinturnen.

Bis zuletzt meldete er sich kritisch mit Leserbriefen und persönlichen Schreiben zu kontroversen Themen zu Wort und brachte sein reiches Maß an Erfahrung ein.

Alle, die ihn kannten, werden ihn nicht vergessen!

Text: Michael Hofmann